Meinung

Appgedreht

Der Streit um die Frage, was der öffentlich-rechtliche Rundfunk im Internet anbieten darf, wird immer absurder. Um Frieden mit den Verlagen zu schließen, wollen sich die Anstalten selbst beschränken und weitestgehend auf Textinhalte im Netz verzichten. Angesichts des Generationenabrisses sägen sie damit an dem Ast, auf dem sie sitzen.
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Kommentiert: Pro Quote – nur Mut!

Ganze sieben Chefredakteurinnen finden sich an der Spitze der 360 deutschen Tages- und Wochenzeitungen, nur drei der insgesamt zwölf Intendanten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks sind Frauen. Damit lässt sich das weibliche Führungspersonal in unseren Medien an zwei Händen abzählen und liegt sogar noch unter dem Durchschnitt in den anderen Branchen, der mit drei Prozent schon beschämend gering ist.
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Nutzlos und rechtswidrig

Vorratsdatenspeicherung erhöht nicht die Sicherheit der Bevölkerung. Eine aktuelle wissenschaftliche Studie des Max-Planck-Instituts konnte keinerlei Anhaltspunkte dafür finden, dass sie zu höheren Aufklärungsquoten bei schweren Verbrechen führt.
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Hilflose Manöver

Unabhängig davon, ob der Präsident bei Erscheinen dieser Kolumne noch im Amt ist oder nicht: Der Verlauf der Affäre Wulff offenbart manche Schieflage im Verhältnis von Politik und Medien. An Versuchen, das arme Opfer Wulff gegen seine Peiniger aus den Medien in Schutz zu nehmen, mangelte es in den letzten Wochen nicht. Das gilt zunächst für Unterstützer aus seinem politischen Umfeld. Nicht alle sind so erfrischend leicht durchschaubar wie die Attacke des FDP-Bundestags-Hinterbänklers Joachim Günther. Der empörte Liberale aus Plauen sah den „nicht immer glücklich handelnden Bundespräsidenten“ als bemitleidenswerten Mann, „den die Journalistenmeute wie einen…
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Gift für die Vielfalt

Das stete Rufen und Fordern der Verleger war erfolgreich: Die Bundesregierung plant Erleichterungen bei der Pressefusionskontrolle. Doch damit wird der Pressemarkt nicht gerettet – und die Vielfalt schon gar nicht.
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Der ehrbare Kaufmann

Einen „innovativen Zeitungsverleger“ habe man geehrt, teilt die „Internationale Martin Luther Stiftung“ aus Erfurt mit. Am 10. November 2011, an Luthers 528. Geburtstag, erhielt Dr. Dirk Ippen, Verleger unter anderem des Münchener Merkurs und – direkt oder indirekt – mehrerer hessischer Tageszeitungen, in Berlin die „Luther-Rose 2011 für gesellschaftliche Verantwortung und Unternehmercourage“.
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Castor-Journalisten

Auch in diesem Jahr kam es während des Castor-Transportes wieder zu unakzeptablen Eskalationen, die der Aufklärung bedürfen. Die dju klagt, dass ein Fotograf von Beamten gezwungen wurde, Porträt-Bilder von Polizisten zu löschen, die während eines Einsatzes gemacht wurden.
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Absurder Streit

Nach Finanzkrise, Staatsüberschuldung und drohenden Börsencrash schon wieder eine Hiobsbotschaft: Die Pressefreiheit in Deutschland ist in akuter Gefahr. Und wer sägt an einem der Grundpfeiler dieser Gesellschaft, am heiligen Artikel 5?
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Wille zur Aufklärung

Beim Leipziger MDR herrscht Aufbruchstimmung. Dass der Rundfunkrat bei der Intendantenwahl zunächst Bernd Hilder durchfallen ließ, hat das Selbstbewusstsein der Mitarbeiter enorm gesteigert. Wo sich angesichts des von der Politik vorgegebenen Kandidaten schon Resignation breit gemacht hatte, weil offenbar alles so weitergehen würde wie bisher, ist ein regelrechter Ruck durch den Sender gegangen. „Diese Personalie wäre auch dem eigenen Lebenslauf nicht zumutbar gewesen“, heißt es aus dem Umfeld des Gremiums, das dem Favoriten der sächsischen Staatskanzlei die Mehrheit der Stimmen versagte. Umso besser kann man offenbar mit Karola Wille leben, die zur neuen Intendantin gekürt…
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Punktsieg für taz

Die taz hat sich um Informationsfreiheit und Pressevielfalt verdient gemacht: Weil sie den höchsten Bremer Juristen die rote Karte gezeigt hat, wird die taz Bremen bei der Justiz-Pressearbeit künftig nicht mehr gegenüber dem Platzhirsch Weser-Kurier (WK) benachteiligt.
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Torpedozahlen

Vor kurzem lief als rundfunkhistorische Reminiszenz eine alte Ausgabe des Polit-Magazins „Panorama“, noch unter der Leitung von Gert von Paczensky. Eines der Themen: Bild attackiert die Gebühren für die öffentlich-rechtlichen Sender. Das war Mitte der 60er Jahre des vorherigen Jahrhunderts. Seither veranstaltet der Springer-Verlag mit gewisser Regelmäßigkeit dieses Ritual und gibt sich nicht einmal viel Mühe, die Wortwahl zu ändern.
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Radikale Kürzung

Am 23. September hat der Bundestag die radikale Kürzung des Gründungszuschusses beschlossen. Die Streichung von weit über eine Milliarde Euro jährlich allein bei dieser Maßnahme der Arbeitsförderung ist nun gesetzlich umgesetzt und wird zum 1. November in Kraft treten. Nachdem bereits der Bundestagsausschuss für Arbeit und Soziales am 21. September der „Reform“ der Förderinstrumente zugestimmt hatte, war das Ergebnis vorhersehbar: Das entsprechende Gesetz zur Verbesserung der Eingliederungschancen am Arbeitsmarkt wurde mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen angenommen. Alle Oppositionsparteien stimmten geschlossen dagegen. Das heißt: Es werden künftig deutlich weniger…
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Dubiose Aufarbeitung

Wenn jene, die etwas verbrochen haben, mit der Aufarbeitung ihres eigenen Verbrechens beauftragt werden, dann kommt nur selten etwas dabei heraus. Das zeigt sich auch jetzt wieder in Folge des Murdoch-Skandals, der Großbritannien über den Sommer erschütterte. Zur Erinnerung: Die Enthüllungen über tausende im Auftrag der News of the World abgehörte Telefone brachten die enge Verzahnung zwischen dem Murdoch-Monopol, dem Londoner Scotland Yard und der Führung der konservativen Partei zu Tage.
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Jauch auch

Stell dir vor, es ist Talkshow und keiner schaut hin. Getalkt wurde doch gestern schon und vorgestern und auch morgen und übermorgen. Nein, übermorgen nicht. Am Freitag, da lachen wir Couch-Potatoes nur über Comedy oder können uns nicht mehr erinnern, ob wir den „Tatort“ schon gesehen haben. Samstag auch nicht, da singen wir Volkslieder. Aber Sonntag, das ist neu. Sonntag talkt jetzt Günther Jauch. Auch. Aber vielleicht ist das gar nicht lustig und man muss es so sehen: die ARD delegiert ihren Auftrag zur politischen Meinungsbildung an die TV-Plaudertaschen. So bis Do blüht jetzt eine Talkshow-Monokultur. Die ARD hält das für politisches Fernsehen. Ein Koordinator soll die…
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Tote Handys

Die Detailvorschriften in Gesetzen werden von Juristen und Technokraten gemacht, nicht von Politikern. Vermutlich deshalb ist den meisten Bundestagsabgeordneten nicht bewusst, was sie im vergangenen Jahr mit einem weitgehend unbeachteten neuen Gesetz beschlossen haben: Wenn es zu einer wirklich schwer wiegenden Krise oder Katastrophe kommt, werden die meisten Journalisten einfach vom Mobilfunknetz abgekoppelt. An die Medien wurde bei der Neufassung des „Post- und Telekommunikations-Sicherstellungsgesetzes“ entweder gar nicht gedacht – oder sie sollen bewusst stillgelegt werden.
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Viel Feind, viel Ehr

„Heute wollen wir uns mal ein wenig mit der Bundesregierung anlegen“. Dieser süffisante Satz von Panorama-Chef Gert von Paczensky ist in die Fernsehgeschichte eingegangen. Dabei ging es um gar nicht viel. Die Adenauer-Regierung hatte einen Bericht über die politische Arbeit der Regierung vorgelegt, in dem die PR dominierte und wichtige Fakten fehlten: „Und über 300 Fotos auf Kosten der Steuerzahler“. Beim heutigen Standard von Polit-PR kann man darüber höchstens noch lächeln. Damals gab’s Ärger. „Wir hatten immer viel Zuspruch und viel Krach“, erinnert sich Gert von Paczensky viele Jahre später.
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