Meinung

Hexenjagd und Kriegsberichterstattung

Die Verteidiger des Borderline-Journalismus markieren Demarkationslinien: Spießige Nachrichten-Journalisten versus durchgeknallte Edelfedern Die Diskussion über den Borderline-Journalismus treibt seltsame Blüten. Eine "an Hexenjagd grenzende" Verfolgung von Autoren, die sich "um einen anderen, ästhetischeren Journalismus bemühen", will Markus Peichl, ehemaliger "Tempo"-Chefredakteur, in bundesdeutschen Redaktionen ausgemacht haben. Peichl scheint kein Wort groß genug, um den Skandal der als Fälschung aufgeflogenen Interviews des Borderline-Autors Tom Kummer im Magazin der "Süddeutschen Zeitung" (SZ) klein zu reden. "Kriegsberichterstattung" schäumt Peichl über jene ungemein…
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Der Bürger reibt sich verwundert die Augen

Heute morgen ist er mir wieder im Radio begegnet: Der Bürger als solcher. Wahrscheinlich war er gerade aufgestanden, rieb sich die Augen und wurde bei dieser Tätigkeit sofort von einem Journalisten aufgespürt. So ist das eben in der Mediengesellschaft, selbst beim Augenreiben haben sie einen beim Wickel. Steht also da, der Bürger, nichts Böses ahnend und schon verkündet ein Hörfunkkommentator ihm beim Frühstücksei: "Der Bürger reibt sich verwundert die Augen."*
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Der Lack ist ab

Wenn die Dame ARD jetzt 50 wird, habe ich sie zum ersten Mal kennengelernt, als sie noch ein Mädchen war. Jungfrau war sie allerdings nicht mehr. Es gab durchaus den ein oder anderen Rundfunkpionier jener Tage, der von den Nazis so gut wie nichts mitbekommen hatte und deshalb unter dem Röckchen von Fräulein ARD wieder einen Platz an der Sonne finden konnte. Es war wie mit der Bundeswehr. Werden die Generale Hitlers die Generale der Nato sein, wurde Konrad Adenauer gefragt, und seine Antwort war, dass er 17jährige der Nato nicht anbieten könne. Das konnte er in der Tat nicht, und so war das auch mit der ARD.
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„Journalisten sind keine Künstler“

Interview-Fälschungen sind nicht kreativ sondern kriminell - Wie der Borderline-Journalismus mit intellektuellen Klimmzügen verbrämt wird
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Wir alle bauen keine neue Bank

Haben Sie heute schon erfolgreich fusioniert? Nein? Im Gegenteil, Sie haben grässlich laienhaft beim Fusionieren versagt? Dann schämen Sie sich, denn es lacht die ganze Welt über Sie! Ja, ja, auch über Sie oder über dich, liebe Kollegin, lieber Kollege. Denn auch du hast dich der unverzeihlichen Peinlichkeit schuldig gemacht, die Fusion der Deutschen und der Dresdner Bank in den Sand zu setzen; auch Sie, Mann auf der Straße, Frau in der Küche, sind kläglich vor aller Welt gescheitert.
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Hysterie im Haifischbecken

Legionen von Leitartiklern zerbrechen sich derzeit den Kopf darüber, warum das Klima zwischen Medien und Politik im hektischen Berlin so viel rauher ist als früher im eher betulichen Bonn. "Verliefe die Berichterstattung über Politik im Allgemeinen und Skandal im Besonderen weniger hysterisch, wenn die Reporter wie einst in Bonn, erstmal an einer Ruhe ausstrahlenden Henry-Moore-Plastik vorbei oder an den Ufer-Auen entlang zu ihren Terminen mit der Politik zu schreiten hätten, anstatt sich in Straßen voll Bauschutt und in provisorischen Konferenzräumen um Beobachtungsplätze balgen zu müssen?", fragt sich Peter Sartorius, Reporter der "Süddeutschen Zeitung" (SZ), bei seinen…
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Schwarze Listen beim Berliner „Tagesspiegel“?

Eine bestellte Rezension durfte dann doch nicht erscheinen
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Der Druck wächst: Zu Wasser, zu Lande und in der Luft

Doch, doch, auch ich bin begeistert von meiner Zunft: Da wird ja endlich wieder recherchiert und enthüllt und ausgegraben! Ich gucke alles und lese alles und freue mich über die gnadenlos und schonungslos aufgedeckten Sümpfe, in denen gewaschenes Geld vor sich hin stinkt. Ich bin glücklich über den Kollegen, der im "Sumpf nur die Spitze des Eisbergs" glitzern sieht (da muss man erst mal drauf kommen!).
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Kommentar

Der bis heute nicht aufgeklärte Coup mit dem "falschen Fax" aus Bonn hat in den Redaktionen die Gemüter bewegt und ganz unterschiedliche Reaktionen hervorgerufen - Selbstkritik über die schnelle ungeprüfte Verwendung, Selbstkritik über die rasche Anpassung in der politischen Kommentierung, Kritik am eigenen Arbeiten und an der Arbeit der Nachrichtenlieferanten (mehr dazu auf dieser Seite und den Seiten 6/7).
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Beschlagnahmeverbot strenger fassen

Im Januar legte das Bundesjustizministerium einen eigenen Entwurf zur Novellierung des Zeugnisverweigerungsrechts für Journalistinnen und Journalisten vor. Die IG Medien begrüßte diese von der Bundesregierung geplante Novellierung. In einem Schreiben an Bundesjustizministerin Herta Däubler-Gmelin betonte IG-Medien-Vorsitzender Detlef Hensche, die Realisierung des vorliegenden Referentenentwurfs "würde gegenüber dem geltenden Recht eine wesentliche Verbesserung bringen: Er verdient daher Unterstützung." Der Entwurf schaffe Rechtssicherheit, schließe eine empfindliche Lücke und schaffe damit die notwendigen Voraussetzungen zur ungehinderten Ausübung der Pressefreiheit. Kritik…
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Die Debatte ist eröffnet

Ältere Herren, so wird gesagt, neigen dazu, boshaft und zynisch zu werden. Für Erich Böhme, Ralph Giordano und Freimut Duve gilt das nicht. Sie sind milde und nachsichtig geworden. Ihr Umgang mit dem Kärntner Rechts-Populisten Jörg Haider war beschämend und ärgerlich. Nicht, weil sie Haider nicht "vorgeführt" haben, wie sich viele vielleicht wünschten, sondern weil sie miserabel vorbereitet waren und sich anbiederten. Böhme hat inzwischen eine "Eselei" eingestanden - nichts besonderes in einer Zeit, wo sich CDU-Politiker reihenweise dafür entschuldigen, dass sie "falsch reagiert" (Wolfgang Schäuble) oder eine "Dummheit" (Roland Koch) gemacht hätten.
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Allianzen statt Fusionen

Während in den USA Megafusionen die Medienbranche umpflügen, dreht sich auf dem alten Kontinent das Karussell der Kooperationen und Allianzen weiter. Bei der Übernahme von Mannesmann durch Vodafone Airtouch waren sowohl Bertelsmann als auch der französische Vivendi-Konzern als potenzielle Partner fürs Internet-Geschäft im Gespräch. Nachdem sich Bertelsmann aufgrund der geänderten Rahmenbedingungen durch die AOL-Time-Warner-Fusion nun doch aus AOL Europe zurückzieht, dürfte das Ringelreihen der strategischen Partnerschaften in der nächsten Zeit munter weitergehen.
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Journalismus in Höchstform?

Etliche Heldengeschichten erzählen in diesen skandalträchtigen Zeiten davon, dass sich der deutsche Journalismus angeblich in Höchstform befindet. Niemals sei mehr und härter recherchiert worden in dieser Republik, behauptet der Münsteraner Medienwissenschaftler Siegfried Weischenberg. Selbst in kleineren Tageszeitungen, so will er ausgemacht haben, werde der investigative Journalismus groß geschrieben. Manche Medienmacher sind geradezu besoffen, über die vielen Aufklärer in ihrer Branche, die gegenwärtig vor allem von forschen Staatsanwälten und plaudernden Zeugen profitiert.
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Bestandsaufnahme Neue Medien

Die Gründe, weshalb Journalisten zu Multimedia aufgebrochen sind, mögen vielfältig gewesen sein. Viele waren von der Technik begeistert. Andere nutzten die neue Möglichkeit, weil man vom Zeilenhonorar allein nicht leben kann. In den Redaktionen wurden die, die sich am Computer am geschicktesten anstellten, in den Online-Bereich "abkommandiert". Und mancher glaubte auch an die euphorische Botschaft, das World Wide Web mache die Welt demokratischer. Sehr schnell hatten sich die Freien daran gewöhnt, noch eben schnell am letzten Tage kurz vor Redaktionsschluss ihren Artikel zu mailen. Das Recherchieren im Internet gehört inzwischen zum journalistischen Handwerk. Und wenn man mal…
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Ein tarifpolitischer Erfolg gegen Outsourcing?

Eine Bewertung des tarifpolitischen Ergebnisses des Streiks bei der "Sächsischen Zeitung" durch Frank Werneke, den Verhandlungsführer der IG Medien
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Von Schrauben, Cornflakes und Mauern

Eine Zeitung kann man nicht wie eine Schraubenfabrik führen - Dieser Satz gehört inzwischen zu den geflügelten Worten im Zusammenhang mit dem Geschäftsfeld "Tageszeitungen" von G+J. Es sei egal, ob man Schrauben oder Zeitungen verkaufe, die Hauptsache sei der unternehmerische Erfolg, heißt es hin und wieder aus der Vorstandsetage am Baumwall am Hamburger Hafenrand.
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