Filmtipp

Der Wald vor lauter Bäumen

Sie hoffe, dass niemand etwas gegen "a bissle frische Wind" habe, sagt Melanie Pröschle, eine junge Schwäbin, die voller Idealismus ihre erste Stelle in einer Karlsruher Realschule antritt. Die alteingesessenen Kollegen lächeln nur milde, sie haben längst ihre Illusionen verloren und begriffen, dass es nichts nutzt, wenn man sich um jeden Preis beliebt machen will, zu nachsichtig mit Schülern ist, sie gar über Inhalte demokratisch mitbestimmen lässt. Melanie Pröschle bleiben diese bitteren Erfahrungen nicht erspart. Zielbewusst mit deutscher Universitätspädagogik gerüstet, nimmt sie den Kampf auf, erträgt es, dass die Kinder trotz all der Sympathie, die sie ihnen entgegen…
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Olga Benario, ein Leben für die Revolution

Sie war eine ebenso couragierte und leidenschaftliche Revolutionärin wie die weltbekannte Rosa Luxemburg, wurde aber seltsamerweise nach ihrem Tod vergessen: die aus einer wohlhabenden jüdischen Münchner Familie stammende Olga Benario (1908-1942).
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El tren blanco

In jeder Nacht pendelt ein seltsamer weißer Zug zwischen den Armenvierteln und dem Zentrum von Buenos Aires. In vielen Abteilen sind die Sitze herausmontiert, Menschen schieben Karren in die Waggons. Es sind die Cartoñeros, Papier- und Müllsammler, die für ein paar Pesos an Mülldeponien verkaufen, was zu finden ist. Geld, von dem sie ihre Familie ernähren können.
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En Garde!

Am liebsten würde sie ihren Kopf in die Kissen vergraben, nichts hören und nichts sehen. Traurig, gleichmütig und abwesend geht Alice durchs Leben, lässt niemanden an sich heran, erwidert keinen Blick, schenkt noch nicht einmal denen ein Lächeln, die es gut mit ihr meinen: Berivan zum Beispiel, eine kurdische Mitschülerin in dem Mädcheninternat für Schwererziehbare und Abgeschobene, zu der aber Alice erst Vertrauen gewinnen muss, denn Freundschaft und Liebe hat sie zu Hause nicht kennen gelernt.
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Filmrezension: Rhythm is it!

Es ist ein hartes Geschäft, Jugendliche im Techno-Zeitalter für die Klassik zu begeistern. Zumal die meisten Teenies den Musikunterricht ohnehin gar nicht ernst nehmen und weghören. Demzufolge haben viele Lehrer jegliche Motivation verloren, dem Widerstand ihrer Schüler etwas entgegenzusetzen oder sind angesichts vehementer Disziplinprobleme überfordert. Da drängt sich leicht die Frage auf, was es eigentlich bringt, junge Generationen mit klassischer Musik in Berührung zu bringen.
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„Die Thuranos – Leben auf dem Drahtseil“

Konrad Thurano ist ein Ausnahme-Künstler. Ein großer Virtuose jeglichen Balanceakts und mit mittlerweile 95 Jahren (!) der älteste aktive Artist der Welt. Noch immer bewegt er sich beim täglichen Training an der Stange mit einer Leichtigkeit, als bedeute es nicht die geringste Anstrengung für ihn.
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Nie wieder Polka!

Schultzes Leben kann man nicht gerade als aufregend beschreiben. In einem kleinen Ort in Sachsen-Anhalt schuftete er bisher "Unter Tage" im ortsansässigen Kali-Abbau. Seinem Job verdankt er einen chronischen Husten. Ansonsten laviert sich der Junggeselle durch ein Leben zwischen Kneipenbesuchen, Schrebergarten, Volksmusik und Angeln.
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Aus Liebe zum Volk

Plötzlich waren sie weg vom Fenster, die Stasi-Beamten der DDR. Arbeitslos und entmachtet im wiedervereinten Deutschland. Menschen, die sich mit einem totalitären Überwachungsstaat identifizierten, ihre Mitmenschen bis in den intimsten Winkel ihres Privatlebens ausspionierten und das Leben zur Hölle machten. Nicht aus Sadismus, sondern "Aus Liebe zum Volk", wie Eyal Sivan und Audrey Maurion ihren Dokumentarfilm über den auf Tagebuchaufzeichnungen beruhenden Bericht eines Ex-Stasi-Majors überschrieben haben.
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Montags in der Sonne

In Deutschland geht die Angst um. Die Menschen fürchten Arbeitslosigkeit, sozialen Abstieg und Armut. Aber auf einen deutschen Spielfilm zu diesem Thema warten wir seltsamerweise noch immer vergeblich. Dafür erfahren wir jetzt, wie Erwerbslose in Spanien mit ihrem Leben zurecht kommen, wo die Lage ebenso verheerend ist.
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Lilya 4-ever

Osteuropa und Thailand sind bekannt für skrupellose Geschäfte mit Menschenhandel und (Kinder)prostitution. Doch nicht nur dort, sondern auch beispielsweise in Schweden nutzen Zuhälter die prekäre wirtschaftliche und soziale Situation Minderjähriger aus, die schutzlos völlig auf sich gestellt sind und in Armut leben: Wie die 16-jährige Lilya (Oksana Akinshina) in Lukas Moodyssons beklemmendem Sozialdrama "Lilya 4-ever".
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Filmrezension: Wilbur wants to kill himself

Depressionen, familiäre Konflikte und Kindheitstraumen sind vielfach Thema im skandinavischen Kino, denkt man nur an die beklemmenden Ehe- und Psychodramen eines Ingmar Bergman oder Bille August.
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Eigenwillige Wal-Reiterin

Paikera heißt der Urahn der Einwohner von Whangara, einem Maori-Stamm an der Ostküste Neuseelands. Auf dem Rücken eines Wales soll er einst nach Neuseeland geritten sein, nachdem ihn das Tier nach dem Kentern seines Kanus gerettet hatte. Seit Tausenden von Jahren trägt nun ein männlicher Nachfahre aus jeder Generation diesen Herrschertitel.
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Sweet Sixteen

Man muss schon in armen Verhältnissen und ohne Perspektiven aufgewachsen sein wie der 15-jährige Liam (Martin Crompston), um sich nichts Schöneres vorstellen zu können, als in einem Wohnwagen zu leben. Umso bitterer, wenn sich selbst ein derart bescheidenes Glück nicht auf legale Weise verwirklichen lässt.
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Göttliche Intervention

Ein Beitrag zur unaufhörlichen Gewaltspirale im Nahen Osten war längst überfällig. Fast täglich sprengen sich palästinensische Selbstmordattentäter in die Luft, startet die israelische Armee militärische Offensiven in den Autonomiegebieten. Angesichts des harten Vorgehens des israelischen Regierungschefs Ariel Scharon herrscht in den besetzten Gebieten Ohnmacht und Angst. Wie gut, dass sich dieses Stoffes ein Regisseur angenommen hat, der weder im Verdacht des Antisemitismus steht, noch die Opfer des palästinensischen Volks heroisiert.
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Eine Dorfschule im Wechsel der Jahreszeiten

Ein paar Kühe werden durch den winterlichen Schneesturm nach Hause getrieben. In der kleinen französischen Dorfschule im Herzen der Auvergne ist es noch still. Auf dem Fußboden stakst eine Schildkröte zwischen Globus und Kissen umher. Und schon kommt die nächste um die Ecke. Beide geben ein schönes Bild für das Leben und Lernen an diesem Ort. Geschützt und in einem beschaulichen Tempo verbringen die Kinder der Umgebung hier ihre Grundschulzeit.
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Gefangenschaft hinter Klostermauern

Auf die Existenz der irischen sogenannten "Magdalenen"-Heime wurde hierzulande kaum jemand aufmerksam. Eigentlich hätten Menschenrechtsorganisationen, Psychologen und Feministinnen gegen diese katholischen Anstalten für angeblich sündhafte Frauen protestieren müssen. Das ist seltsamerweise nicht passiert.
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