Meinung

Briefe an M 7-8/2002

„Mehr Ehrlichkeit und Unbestechlichkeit“ in M 6 / 2002 Ich las in unserem Mitgliedermagazin ganz interessiert die Beiträge „Mehr Ehrlichkeit...“ (Seite 9) und „Prinzipienstreit um Peanuts“ (Seite 12) und finde da einen nicht unbedeutenden Widerspruch. Einerseits wird kritisiert, dass Reiseredaktionen es wie selbstverständlich hinnehmen, „dass ihnen ... laufend Einladungen zu bezahlten Reisen ... auf den Schreibtisch flattern“ und diese Angebote auch angenommen werden. Kaum drei Seiten weiter wird kritisiert, dass ein als Verein organisiertes Institut Geld für eine – mit 41 Seiten durchaus umfangreiche – Studie verlangt. Ja, wie hätten wir es denn gerne? Müssen…
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Erfurt und Mediengewalt

1946 drehte Wolfgang Staudte seinen ersten Nachkriegsfilm "Die Mörder sind unter uns". Sein Kunstwerk klagte an, dass die Mörder der Nazizeit mitten in der Gesellschaft, in bürgerlichen Rollen und Verhältnissen leben. Staudtes Motiv war politische Aufklärung: Die Mörder spielen Saubermänner und leugnen gewissenlos ihre Schuld.
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Briefe an M 6/2002

"Keiner da" in M 3/2002 Mit viel Neugierde habe ich die März-Ausgabe von M aufgeschlagen, um dann auf Seite 8 zu lesen, was alles bei der Westfälischen Rundschau möglich sein soll. Ich habe die Zeitung, für die ich selbst seit Jahren als Redakteurin arbeite, gar nicht wieder erkannt. In dem Bericht ist schlicht eine ganze Menge verkehrt. Die Westfälische Rundschau ist eine Regionalzeitung mit 246 Arbeitnehmern/innen (Ihr lasst schreiben 13) und etwa 30 Lokalredaktionen. Ganze 53 Beschäftigte sind weiblich. Von einer "Ausnahme in der Branche" , kann also keine Rede sein. Der Chefredakteur ist ein Mann und heißt Frank Bünte. Der WAZ-Konzern, zu dem die Westfälische Rundschau…
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Der Terror der schönen Bilder

Fernsehmacher und Kritiker sind sich weitgehend einig: "In der Berichterstattung zum 11. September wurde ein guter Job gemacht". Zwar räumen Korrespondenten selbstkritisch ein, selbst vor Ort bisweilen weniger zu wissen, als die Redakteure im heimatlichen Studio. Durch das Sammelsurium an Agenturmeldungen seien diese einfach besser informiert. Diverse Tücken der Technik, Probleme, die Übersicht über das gesamte Geschehen zu behalten - zugestanden. Alles nicht so einfach.
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Der „jüdische Journalist“ als Zielscheibe

1995 publizierte ich in Wien eine kurze Rezension unter dem Titel "Freiheitliches Jahrbuch 1995 mit (Neo)Nazi-Tönen", in der ich Dr. Werner Pfeifenberger, einem in Münster (NRW) Politikwissenschaften lehrenden Österreicher vorwarf, die "alte Nazi-Mär von der jüdischen Weltverschwörung langatmig aufzuwärmen". Pfeifenberger, der u.a. in seinem Artikel von einer jüdischen Kriegsbedrohung Deutschlands 1933 geschrieben hatte, verklagte mich. 1998 wurde ich vom Oberlandesgericht (OLG) Wien freigesprochen.
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Das neue Urhebervertragsrecht: Sieg oder Niederlage?

Das neue Urhebervertragsrecht ist durch den Bundestag. Schon vor der Beschlussfassung wurde der ursprüngliche Entwurf so gerupft, dass wohl auch die renitenten auf ihre "Medienstandorte" bedachten roten Landesfürsten nicht mehr bocken werden; mittlerweile hat denn auch der Rechtsausschuss des Bundesrats das Gesetz passieren lassen. Die Hoffnung, dass ein dreieinhalb Jahrzehnte altes Versprechen eingelöst und die "vertragliche Stellung von Urhebern und ausübenden Künstlern" verbessert wird, scheint endlich begründet. Es ist also Zeit für eine erste Bewertung und damit Platz für vielfältige Meinungsäußerungen, die bekanntlich unsere Verfassung alle in gleicher Weise schützt.…
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Hochgekochter Alarmismus

"Wieviel an Freiheit darf geopfert werden, um die Freiheit zu verteidigen?", fragte der Wiener Philosophieprofessor Konrad Paul Liessmann, einer der wenigen Kritiker bei den Mainzer Tagen der Fernsehkritik, die sich Biss bewahrt haben. Liessmann schlug den Fernsehmachern vor, in den Spiegel zu schauen. "Das Böse" sei nämlich keinesfalls nur im islamischen Kulturkreis zu vermuten, wie im Fernsehen seit dem 11. September vielfach kolportiert. "Das Böse ist immer und überall", mahnte Liessmann fröhlich respektlos. Dass die Fernsehmacher sich allerdings bloß einmal in ihrer näheren Umgebung umschauen müssten, um zu sehen, welche Folgen permanent unkritisch übernommene Bush-Zitate von…
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Furcht, aber kein Mitleid

Der Vorhang ist noch nicht gefallen. Der letzte Akt noch nicht vorbei. Schon jetzt aber kann man sagen, dass die Akteure des Trauerspiels "Wie finden wir einen Intendanten" ihre Rollen nicht bewältigt haben. Bereits die Anlage des Dramas macht einen glücklichen Ausgang unwahrscheinlich.
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Die Qualität der Arbeit definiert sich über Wahrhaftigkeit und Glaubwürdigkeit

Ich habe Sarajevo nach dem Krieg gesehen. Von Kroatien bin ich auf dem Landweg auch nach Mostar gereist. Dort habe ich den von einem Fluss markierten Graben zwischen kulturell definierten Kriegslagern und die Male der Verwüstung gesehen.
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Der Moslemextremist als Teufel in Satansgestalt

"Rebellenführer Bin Laden!" Ich hab' s gehört! Neulich, ich war schon auf der Treppe (Freie sind ständig unterwegs) und hatte vergessen, das Radio abzustellen (Freie müssen ständig informiert sein) und da hörte ich dieses "Rebellenführer" und ich dachte spontan, jetzt muss der Kollege bestimmt sofort seine biometrischen Daten an das Innenministerium geben, denn das darf der doch nicht öffentlich-rechtlich sagen
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Deutschland packt’s an!

Weihnachtsgeld gestrichen? Urlaub mangels klarer beruflicher Perspektive verschoben? Furcht vor Entlassung, Terror, Krieg? Skeptiker und Pessimisten beiseite getreten! Die Rettung naht - in der Person von Karl-Ulrich Kuhlo, dem Aufsichtsrats-chef von n-tv. Genau, von eben dem Kanal, der immer dieses Börsenband am unteren Ende des Bildschirms vorbeilaufen lässt, das derzeit tagtäglich bad news für Daytrader und Spekulanten jedweder Couleur verkündet. Ab sofort soll Schluss sein mit der schlechten Stimmung im Lande, hat sich Kuhlo vorgenommen.
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Ottos Katalog

Er kommt im Schweinsgalopp, der neue Otto-Katalog. Und weil in Hamburg zu viel Schill in der Bürgerschaft ist, traut sich kaum jemand zu widersprechen. Jedenfalls nicht innerhalb der SPD. Man muss schon ganz genau hinschauen, um ein paar Couragierte zu entdecken. So haben Gutachten aus dem Bundesjustizministerium das "Anti-Terror-Paket" für verfassungsmäßig bedenklich erklärt. Nordrhein-Westfalens Innenminister Fritz Behrens begrüßte laut Titel einer Presseerklärung zwar die neue Fassung, gelobt hat er dann aber vor allem, dass Otto Schily vorerst etwas gebremst werden konnte. Feine Töne, die aber am Tenor nichts ändern. Lauter Protest kam von Bürgerrechtsorganisationen,…
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Keine Kriegsrhetorik – und die Meinungsvielfalt nicht beschädigen!

Dies waren die Stunden der Extreme - bei den Handelnden, von denen wir immer noch wenig wissen, wie bei den Zuschauern, bei den Opfern wie bei den Beobachtern und Kommentatoren. Auch Journalismus ist in solchen Momenten vor seine Existenzfrage gestellt, hat sich schnell und spontan zu bewähren, hat dem schnellen Bericht und der möglichst umfassenden Information so bald wie möglich Analyse, Einordnung, Hintergrund, Menschlichkeit und - zumindest in einem gewissen Maß - auch eigene Haltung folgen zu lassen.
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Journalistischer Ausnahmezustand

Die apokalyptischen Reiter sind los. In deutschen Zeitungshäusern und Sendeanstalten haben die barbarischen Terroranschläge auf die USA eine heillose Hybris ausgelöst. An den Schreibtischen hat der Superlativ die Besonnenheit ersetzt. "Machen wir uns nichts vor, es ist der dritte Weltkrieg", dröhnt "Bild". Auf dem Titelblatt, wo sonst die Spindluder herumlungern und Käufer ködern, frömmeln plötzlich die Bengel vom Boulevard: "Großer Gott, steh uns bei". Der Springer-Journaille ist nichts mehr heilig. Vorn im "Bild"-Signet werden von dem Fachblatt für politischen Anstand die Stars-and-stripes gehisst, hinten komponiert Hausdichter Franz-Josef Wagner ein "Requiem für New York":…
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Ein wichtiger Schritt für die Pressefreiheit – weitere müssen folgen

Die Stärkung der Pressefreiheit - der äußeren - vollzog sich völlig unspektakulär: Am 6. Juli beschloss der Bundestag mit seiner rot-grünen Koalitionsmehrheit eine Änderung der Strafprozessordnung. Danach schließt das Recht zur Zeugnisverweigerung künftig auch nicht-periodische Druckerzeugnisse, Informations- und Kommunikationsdienste sowie Filmberichte ein.
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Schily muss von den USA lernen

Fragt man Journalisten nach Otto Schilys' Entwurf zum Informationsfreiheitsgesetz, ist die Reaktion meist eindeutig: Achselzucken und ein fragender Blick. "Was für ein Gesetz?" Kaum jemand - selbst medienpolitisch Interessierte in Presse, Funk und Fernsehen - kennen die Pläne des Innenministers. Von dieser Unkenntnis und dem weit verbreiteten Desinteresse an dem Recht auf Akteneinsicht - einem Kern der Informationsfreiheit - profitieren die Architekten eines halbherzigen Gesetzesentwurfs.
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