Meinung

Journalismus aus der Jauchegrube

Gegen alle Regeln journalistischer Recherche-Kunst hatte der "Stern" hastig eine Titelstory über "Das einsame Leben und Sterben der Hannelore Kohl" ins Blatt gehoben und seine Druckmaschinen zwei Tage früher als gewöhnlich angeworfen. In Serie werden auf 15 Magazin-Seiten windige Kronzeugen und trübe Quellen abgeschöpft, um an einer Legende über "die politische Dimension dieses Freitods" zu stricken. Journalismus aus der Jauchegrube.
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Über Politiker-Psyche und Unternehmermacht

Keine deutsche Zeitung, sondern der englische "Guardian" enthüllte als erstes Blatt, dass die Lufthansa nicht nur Probleme mit ihren Piloten, sondern auch mit der Presse hat. Weil dem Flugunternehmen die Berichterstattung der "Süddeutschen Zeitung" (SZ) über den Pilotenstreik quer kam, reduzierte es selbstherrlich die Bordauflage des Münchner Blatts um über 10000 Exemplare - "aus Gründen der Medienvielfalt", wie die Kranich-Crew höhnisch verlautbarte.
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Über Tabubrüche und Desinformation

Unter Berliner Journalisten verdichtet sich ein schlimmer Verdacht: Die Medien sind während des Kosovo-Krieges von der rot-grünen Bundesregierung offenbar nach Strich und Faden belogen worden. "Es war der Höhepunkt an Desinformationspolitik und Manipulation dieser Bundesregierung", empört sich Jens König, Leiter der "taz"-Parlamentsredaktion.
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Wo steht der Zeilometer?

Oder: Über den alltäglichen Wahnsinn des Umgangs der Festen mit Freien
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Über den „Klatschklimawechsel und „Fünf-Mark-Nutten“

Warum Bundeskanzler Gerhard Schröder der Darling vieler Chefredakteure ist - und es mit der Unterhaltung aufwärts geht FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher mühte sich sichtlich ab. Der versierte Rhetor geriet beinahe ins Stammeln, als er zu begründen hatte, weshalb "maßgebliche Chefredakteure Deutschlands" - von "Spiegel"-Aust bis "Focus"-Markwort - Bundeskanzler Gerhard Schröder in diesem Jahr den "Deutschen Medienpreis" zuerkannt haben. Bei allen rhetorischen Verrenkungen blieb Laudator Schirrmacher eine plausible Antwort am Ende schuldig. Und der Geehrte wurde pampig: Nie zuvor habe er eine Laudatio gehört, wunderte sich Schröder, "mit neun Zehnteln ohne ein Wort über den zu…
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Über „Thesen-Journalismus“ und „Kampfaufträge“

Bei der Springer-Tageszeitung "Die Welt" sind die Rechtsausleger offenbar einer neuen nachrichtlichen Arbeitsform verfallen, die redaktionsintern vornehm als "Thesenjournalismus" bezeichnet wird. "Zuerst wird das Recherche-Ergebnis festgelegt, das nennt man ,These'.
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Mehr Rückenwind für die DJU

Als auf unserem letzten Gewerkschaftstag das Ergebnis der Stimmenauszählung für den ver.di-Antrag bekannt gegeben wurde, da haben viele Delegierte den Atem angehalten. Das Ergebnis für ver.di war eindeutig. Dennoch haben einige Sorgen, dass Journalistinnen und Journalisten in einer Organisation mit fast drei Millionen Mitgliedern die Luft ausgehen könnte.
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Verwöhnt, verblödet, kriminell

Die britische Ikone der Frauenbewegung, Germaine Greer, hat neulich über die Präsenz von Frauen in den Medien gesagt: "Frauen sind auf seltsame Weise unfähig, Schlagzeilen zu machen, es sei denn, sie sind mit einem Staatsoberhaupt verheiratet oder nackt oder durch einen Triumph der Technik schwanger oder Opfer eines grauenhaften Verbrechens."
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Medienkolumne: Proporz, Rücksichten, Empfindlichkeiten

Was eigentlich muss einer können, um Chefkorrespondent eines öffentlich-rechtlichen Senders zu werden? Darüber wird in den Funkhäusern lebhaft debattiert, seit MDR-Chefkorrespondent Georg Schmolz seinen ersten Kommentar für die "Tagesthemen" verfasst hat. Nun ist Schmolz alles andere als ein journalistischer Anfänger. Bevor er zum Chefkorrespondenten beim Mitteldeutschen Rundfunk avancierte, war er immerhin Chefredakteur des deutsch-französischen Kooperationssenders Arte. "Könnten bei einer solchen Karriere", fragt SZ-Autor Herbert Riehl-Heyse bange, "dieselben Mechanismen eine Rolle spielen, die im Programm manchmal das Qualitätsbewusstsein beseitigen, aus lauter Rücksicht auf…
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„Ich hatte einfach Schiss“

Die Anmoderation war mehr als ungewöhnlich. "Viele - auch hier in der ,Panorama'-Redaktion - möchten, dass dieser Mann Außenminister und Vizekanzler bleibt", kündigte Moderatorin Patricia Schlesinger einen Beitrag mit "neuen Zeugen" und "brisanten Bildern" über Joschka Fischers wilde Jahre als Frankfurter Straßenkämpfer an. Das redaktionelle Bekenntnis zum Vizekanzler ist ein beispielloser Vorgang im öffentlich-rechtlichen Fernsehen.
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„Der Kram stimmt alle nicht“

Das daumendicke Aktenmaterial bekam "Spiegel"-Reporter Bruno Schrep frei Haus auf seinen Hamburger Schreibtisch geliefert, der Absender war eine allererste Adresse für Seriosität: Christian Pfeiffer, Hannoveraner Kriminalistik-Professor und damals bereits designierter niedersächsischer Justizminister. Auf den ersten Blick witterte der 55-jährige "Spiegel"-Mann einen großen Scoop, der ihm da unverhofft ins Haus geschneit war. "Ich hab" einen tollen Fall", alarmierte er seinen Ressortleiter. Doch je mehr sich Schrep in die Akten vertiefte, desto mulmiger wurde ihm bei der Lektüre. Schließlich zog er die Reißleine: "Nein, nein, nein", beharrte der misstrauische Reporter, "das…
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Über Feuerwerkskörper und Knallfrösche

Vermutlich lag es an der journalistischen Abendstimmung, dass der 59-jährige Regionalreporter Bert Hauser bei seinem Abschied vom Südwestrundfunk (SWR) das Bild seines Senders arg düster gezeichnet hat. Dennoch ist Hausers Grundbefund ziemlich erhellend für die allgemeine Misere des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Der politische Druck der Parteien, klagte der scheidende SWR-Reporter anhand konkreter Vorgänge, "blockiert die Arbeit in unserem Haus an vielen Stellen und provoziert den Fatalismus".
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Mainz wie es sinkt und lacht

Ein unbestechlicher Kronzeuge für unabhängigen Journalismus ist Alexander Niemetz kaum. Seine dubiosen Kontakte zu PR-Firmen machten den Moderator des "heute journals" beim ZDF am Ende mehr zu schaffen als seine politische Vergangenheit bei der hessischen CDU. Dies freilich ist noch kein Grund, die von Niemetz jetzt zu seinem Ausstand der "Zeit" eröffneten Einblicke in den Mainzer Sender als rüden Racheakt zu tabuisieren und totzuschweigen. Immerhin ist Niemetz ein journalistischer Profi.
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Angriffslyrik

Ein Richter ist ein Richter ist ein Richter. Ein Rechtsanwalt ist ein Rechtsanwalt ist ein Rechtsanwalt, und ein Journalist ist ein Journalist. Wenn Krieg ist, weiß der Journalist, dass alle Beteiligten nicht nur mit Waffen, sondern auch mit Propaganda kämpfen.
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„Toleranz ist der schwächere Wert, Solidarität der stärkere!“

Redebeitrag für die IG Medien bei der Kundgebung vor Gruner + Jahr gegen die Nazi-Aufmärsche in Hamburg, von Martin Dieckmann, stellv. Betriebsratsvorsitzender bei Gruner + Jahr, Verlag Hamburg
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Hexenjagd und Kriegsberichterstattung

Die Verteidiger des Borderline-Journalismus markieren Demarkationslinien: Spießige Nachrichten-Journalisten versus durchgeknallte Edelfedern Die Diskussion über den Borderline-Journalismus treibt seltsame Blüten. Eine "an Hexenjagd grenzende" Verfolgung von Autoren, die sich "um einen anderen, ästhetischeren Journalismus bemühen", will Markus Peichl, ehemaliger "Tempo"-Chefredakteur, in bundesdeutschen Redaktionen ausgemacht haben. Peichl scheint kein Wort groß genug, um den Skandal der als Fälschung aufgeflogenen Interviews des Borderline-Autors Tom Kummer im Magazin der "Süddeutschen Zeitung" (SZ) klein zu reden. "Kriegsberichterstattung" schäumt Peichl über jene ungemein…
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